Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse ging man lange Zeit davon aus, dass sich etwas den Dreißigjährigen Krieg Vergleichbares nicht wiederholen werde. Das war indes ein Irrtum, denn in den an der Peripherie der Wohlstandszonen entstandenen "Neuen Kriege" lässt isch vieles von dem beobachten, was im Krieg von 1619 bis 1648 gängige Praxis war: beginnend bei dem Grundsatz, dass "der Krieg den Krieg ernähren müsse", was auf nichts anderes hinausläuft als die Finanzierung der Kriegsparteien durch Ausplünderung des Landes und die willkürliche Drangsalierung der Bevölkerung; sodann der Umstand, dass Elemente des Bürgerkriegs mit solchen des zwischenstaatlichen Kriegs verschmolzen, was neben der materiellen Gier dem ideologischen Hass der an der Gewalt Beteiligten Tor und Tür geöffnet hat; bis zur Rückkehr der Söldner...Es spricht einiges dafür, dass wir Kriege vom Typ des Dreißigjährigen Krieges nicht nur hinter, sondern auch wieder vor uns haben.

Herfried Münkler, In: Bellum et artes, Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg, Sandstein Verlag Dresde, Seite 500