THEODOR-UHLIG-EHRUNG


          Fotos Schmidt     Fotos Römling   

VEREINSPROJEKT MARGARETENKREUZ

Das Vereinsprojekt 2022: Die Erneuerung des Margaretenkreuzes an der Mulde

Das Margaretenkreuz am Hochufer der Mulde bei Dehnitz, gelegen am sogenannten „Kleinen Felsen“ war über Jahrzehnte ein markantes touristischen Zeichen und Erinnerung an den Freitod eines vierzehnjährigen Mädchens aus Grimma im Jahre 1924. Im Herbst 2021 stürzte das Holzkreuz, welches im Jahr 1998 auf Initiative des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Vereins, speziell durch den damaligen Vorsitzenden Gerhardt Grunwald und den hochverehrten Stadthistoriker Richard Klinkhardt, aufgestellt wurde, um. Eine Restauration des alten Holzkreuzes erschien nicht sinnvoll, und so wurde ein neues Kreuz aus Profilstahl gefertigt, hergestellt durch die uneigennützige Hilfe von Matthis Junghans, Machern und Volker Dumjahn, Burkartshain. Mit den Schülern einer dritten Klasse des Bildungszentrum Püchau e.V. unter Leitung der Schulleiterin Frau Ullrich erfolgte im Rahmen einer Projektarbeit Heimatforschung die Farbgebung des Kreuzes. Am 19. Mai 2022 wurde das Kreuz wieder aufgestellt, Hilfe kam vom Bauhof der Stadt Wurzen sowie vom Milchgut Nemt, welches mit einem Hublader zur Stelle war, um das Kreuz in das vorgefertigte Loch zu heben. Am 17. Juni wurde in einer gemeinsamen Feier von Geschichtsverein und dem Heimatverein Dehnitz das Kreuz gesegnet. Katrin Lehne, die Vorsitzende des Heimatvereins, hatte Kuchen und Kaffee organisiert, so daß rund 50 interessierte Freunde die Geschichte um das Kreuz nochmals sich vergewisserten. Der Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein hatte die Schüler und Lehrer der dritten Klasse des Bildungszentrums Püchau zu einer Schiffsfahrt auf der Mulde eingeladen, um vom Wasser her das Kreuz zu erspähen und den Kindern die Fortführung eines Schulprojektes „Margaretenkreuz“ zu ermögliche. Die Lokalpresse begleitete das Projekt und im Wurzen Journal wurde dazu berichtet.

Hier der Text vom Wurzener Ehrenbürger  Richardt Klinkhardt zum Margaretenkreuz, geschrieben wahrscheinlich 1994

Die Todesanzeigen über Margarete Gey in der Zeitung von 1924.

Die Aktionen 2022

1. Die Schüler beim Streichen des metallenen Kreuzes.

Wolfgang Ebert und Dr. Jürgen Schmidt berichteten über das Mädchen Margarete Gey.

2. Das Aufstellen des Kreuzes am Muldeufer

Mit Schnellzement wird das Kreuz fixiert, Matthias Junghans hat die Regie, Katrin Höhme bringt Muldewasser und der Dehnitzer Altbauer Fritz Lehne, früherer stellv. Landrat, gibt Ratschläge und hat den Standort des neuen Kreuzes bestimmt.



Die Schulleiterin von Püchau (rechts) und andere beobachten die Aktion.


Am Ende ein kühler SchluckDas Kreuz steht und ist weit sichtbar in der Muldenaue

3. Die Kreuzweihe und ein Fest am Muldeufer

Die „Macher“ Metallbauer Volker Dumjahn und Tischler Matthias Junghans.


Vereinsvorsitzender Pfarrer Alexander Wieckowski (links) hielt die Andacht und die Vorstandsmitglieder Dr. Jürgen Schmidt und Wolfgang Ebert beim gemeinsamen Gesang des herrlichen Liedes von Paul Gerhardt „Geh aus mein Herz und suche Freud´“




Die Vorsitzende des Dehnitzer Heimatvereins Katrin Lehne hatte mit ihren Vereinsmitgliedern das kleine Fest am Muldeufer organisiert.

 

4. Eine Schiff-Fahrt auf der Mulde mit den Schülern aus Püchau als Dankeschön für das Streichen des Kreuzes, organisiert vom Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein.


Fotograf Peter Kayenberg begleitete die Fahrt


Am Ende waren alle toll begeistert.

 

Alle Fotos von Kayenberg und Dr. Regina Schmidt

 

 

EINE STADT ERZÄHLT DIE WENDE

 

 

Die Ausstellung „Eine Stadt erzählt die Wende“, präsentiert vom Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein in Zusammenarbeit mit dem Kulturhistorischen Museum der Stadt Wurzen und gefördert durch den Freistaat Sachsen im Rahmen des Projektes „Revolution und Demokratie“ sowie durch das Landratsamt Landkreis Leipzig.

Fotoausstellung und Begleitbuch

Anbei die Reden der Autorin und Fotografin Dr. Cordia Schlegelmilch zur Buchpräsentation am 3. Oktober 2019 und zur Vernissage am 20. Oktober 2019 sowie

Dr. Cordia Schlegelmilch zur Buchpräsentation

Dr. Cordia Schlegelmilch zur Vernissage

Weitere Informationen

Revolution Sachsen

www.cordia-schlegelmilch.de

https://www.die-wurzen-studie.de/

https://www.museum-der-1000-orte.de/

Youtube "Eine Stadt erzählt die Wende"

die Laudatio zur Fotoausstellung, gehalten vom Stadtchronisten und Ehrenbürger der Stadt Wurzen Wolfgang Ebert am 20. Oktober 2019.

Wolfgang Ebert Laudatio zur Fotoausstellung

Dazu eine Rezension in der Lokalpresse der Stadt Warstein, Partnerstadt von Wurzen.

Rezension Lokalpresse Stadt Warstein

Rezension Lokalpresse Stadt Warstein

LVZ 106 Zeugen einer vergangenen Zeit

LVZ Bilder einer Stadt: Die Nachwendejahre in Wurzen

 

Bilder und Eindrücke dieser Ereignisse

LUTHER UND WURZEN

Luther und Wurzen

 

Luther war wohl nie in Wurzen, gleichwohl ist unsere Stadt eng mit dem Reformator verbunden. In Wurzen residierten seit 1487 die Bischöfe von Meißen, hier war deren weltliche Residenz im Stiftsland Wurzen. Kirchenhistoriker Dr. Jens Bulisch hat in seinem Buch das Wirken der Meißnischen Bischöfe in der Reformationszeit beschrieben und die Bemühungen, aber auch die Resignation der Bischöfe im Rahmen der reformatorischen Bestrebungen dargestellt. Im Rahmen eines Vortrages am 3. November konnte er dazu mit Bild und Erläuterung die Reformationszeit einem interessierten Publikum nahebringen.

WURZENER SPORTGESCHICHTE

Information des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein Wurzen e.V.

 

- Ein Buch vom Sport in Wurzen –

 

 

Anfang November ist Verkaufsstart für eine besondere Lektüre für Wurzener Sportfans und geschichtsinteressierte Bürger.

Autor Dr. Hansrainer Baum hat ein höchst informatives, interessantes und wertvolles Buch über die Geschichte des Wurzener Sports fertiggestellt.  In jahrelanger akribischer Detailarbeit hat er in staatlichen und privaten Archiven Unterlagen aufgespürt und professionell ausgewertet.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Es liegt ein Produkt vor, das mit vielen Fakten, Originaldokumenten, Anekdoten und tollen Farbfotos die Wurzener Sportfans jeder Altersklasse begeistern wird. Der Titel lautet: Mit „Frische auf den Wangen“ beim Turnen zum Ruder-Olympiasieg. Aus dem Vereinsleben Wurzener Turner und Sportler.

Der Autor beschreibt ausführlich die Anfänge der sportlichen Bewegung, beginnend Mitte des 19. Jahrhunderts. Als der damalige Abgeordnete Schröter in einer Stadtverordnetensitzung für einen Turnverein plädierte, schlug die Geburtsstunde des Turnvereins 1847 Wurzen und damit der lokalen Sportbewegung. Es werden aus den Anfangszeiten neben dem Turnverein 1847 vor allem der WFC Wettin und der Männerturnverein beleuchtet, ein wichtiger Aspekt der Wurzener Sportbewegung stellt der Arbeitersport bis 1933 dar.

 

Breiten Raum nimmt ebenfalls die Entwicklung der Ballsportarten und des Rudersports ein.

Das Besondere an diesem Buch ist aber die Überleitung von den Anfängen bis zum erfolgreichen Vereinssport fast aller Wurzener Sportvereine. Mit viel Bildmaterial und zahlreichen Dokumenten, die oftmals Wurzener Bürger erstmals zur Verfügung stellten, wird das historische Kolorit über Jahrzehnte und Geschichtsepochen hinaus vermittelt. Historische Zäsuren, die auch den örtlichen Sport beeinflussten, sind die Streichung der „bürgerlichen“ und Arbeitersportvereine aus den Vereinsregistern. Nach 1989/90 konnte eine Neuorientierung erfolgen.

 

Dabei wird nicht nur die ältere Generation viele AHA-Reaktionen beim Erkennen von bekannten Sportlern zeigen, sondern die Akteure der Gegenwart werden sich und ihre Aktivitäten ebenfalls bewundern können.

Die Vorstandsmitglieder des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Vereins, Dr. Jürgen Schmidt und Werner Seichter, haben den Autor nicht nur in seiner Absicht bestärkt, das Buch zu realisieren, sondern auch tatkräftig unterstützt sowie die Finanzierung organisiert.

Vielen Dank an dieser Stelle den beteiligten Wurzener Unternehmen, die sich in diesem einmaligen Produkt präsentieren.

Der Verein bedankt sich ebenfalls beim Autor und Vereinsmitglied Dr. Hansrainer Baum, der eine Lücke der geschichtsträchtigen Veröffentlichungen in Wurzen geschlossen hat damit dem Vereinsanliegen zur Publizierung von Aspekten der Wurzener Geschichte entsprochen hat.

 

Vielen Bürgern ist der fußballbegeisterte ehemalige Lehrer auch als Stadionsprecher und aktives Präsidiumsmitglied des ATSV „Frisch-Auf“ Wurzen bekannt.

Das Buch wurde in bewährter und qualitativ hochwertiger Art von der Druckerei Bode, die seit 1833 am Wurzener Domplatz ansässig ist, hergestellt.

 

Vorstand des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein e.V.

 

Ausgewählte Fotos aus der geschichtlichen Darstellung zur Entwicklung des Wurzener Sports

 

Männerturnverein Riege Frohsinn 1910

Titelblatt 25jährige Jubelfeier des Männerturmvereins Wurzen

Damenabteilung des Arbeiter-Turnvereins Wurzen 1895, Leiter Eduard Schulze

Arbeiterturner anlässlich einer Weihnachtsfeier 1915

Training hinter der Sporthalle (heute Guts-Muths-Halle, Guts Muths war Mitbegründer der deutschen Turnbewegung)

Das Gewerkschaftshaus 1927, vermutlich Richtfest mit der Kapelle „Original

Vereinsnachrichten Mai 1926

Glorreiche Wurzener Fußball-Zeit

Ingrid Lorenz (rechts, Jahrgang 1951), seit 2007 Vereinsvorsitzende mit der 2015 restaurierten Vereinsfahne

Ankündigung einer Ruderregatta 1951

Ankündigung eines Länderspiels, das Wurzener Stadion war Austragungsort

Uwe Seeler in Wurzen 2010, links Roland Mühlner, ATSV-Ehrenpräsident
Rechts Kerstin Winzek, Geschäftsführerin der Wurzener Nahrungsmittel GmbH

 

Werner Seichter (hinten) und Rainer Hessel, Stammspieler im Tischtennis-Verein

SOLDATENWINKEL

Ehemaliger so genannter
Soldatenwinkel
Auf der jetzt seit 2015 mit einer Hecke umgrenzten 
Teilfläche des früheren „Alten Friedhofes“ der 
Stadtgemeinde Wurzen
(angelegt ab 1548, erweitert 1598, 1607, letztmalig 1866;
1940 letzte Erdbestattung, 1948 letzte Urnenbeisetzung;
1975/76 Umwandlung in eine Parkanlage)
wurden während der Napoleonischen Kriege 
zwischen 1806 und 1815
insgesamt 254 in Wurzener Lazaretten verstorbene
Soldaten aus verschiedenen Ländern Europas
beerdigt.
Bis zur Umwandlung des Friedhofes in eine städtische Parkanlage war der 
„Soldatenwinkel“ mit einer Lehmmauer umgeben.

Redebeitrag 23.08.2013 
„1813 Zeitenwende“  –  „1813 – Situation in Wurzen“
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Gäste
Wie sich in unserer Stadt ein gemeinschaftliches Erinnern an das ereignis- und entscheidungsreiche Jahr 1813 angemessen gestalten ließe, hat uns in Wurzen seit über zwei 
Jahren beschäftigt. Mich als Ortschronisten, uns vom Geschichts- und Altstadt-Verein, die 
Mitarbeiter im Museum oder die Mitglieder des Freundeskreises Museum. Es gab auch 
Angebote von außen: z.B. ein historisches Biwak am Kieselberg zu veranstalten, das an ein 
Gefecht vor der Stadt während der Völkerschlacht zwischen Franzosen und Österreichern 
und Kosaken hätte erinnern können; oder auch die Einladung an der landesweiten Aktion 
„Route Napoléon de Saxe 1813“, die eventhafte Markierung – und letztendlich touristische 
Vermarktung – aller Orte in Sachsen, an denen sich Napoleon im Herbst 1813 auf seinem 
Weg nach Leipzig und zur Völkerschlacht aufgehalten hatte.
Ja – er war auch hier in Wurzen. Ich nehme an, fast jeder in Wurzen weiß das heute.
Der Kaiser der Franzosen erreichte die Stadt am 8. Oktober, am frühen Nachmittag, und er 
verließ sie schon wieder am nächsten Morgen – in Eile. Er wird im Haus des Kaufmanns 
Sommer – in der heutigen Domgasse 2 – nicht gut geschlafen haben. 
Vielleicht hat er während der kurzen Nacht in Wurzen schon geahnt, dass sein Plan in der 
weiten Tiefebene um Leipzig misslingen könnte, die gegen ihn heranziehenden Armeen 
Österreichs, Preußens, Russlands und Schwedens einzeln zu schlagen.
Die Einwohner Wurzens haben das Erscheinen des Kaisers wohl mit gemischten Gefühlen 
verfolgt. Er kam ja nicht allein. Insgesamt sollen sich am 8. und 9. Oktober über 120 000 
Soldaten in und um Wurzen aufgehalten haben. Das 3. und 4. Armeekorps unter General 
Souham bzw. Berthier hatten schon vor Erscheinen Napoelons die Umgebung leergeplündert. Jetzt wurden in alle Häuser der Stadt die kaiserliche Garde, Stabsoffiziere und ihr 
Anhang einquartiert. Auch nach dem Abzug des Kaisers mit seinen Truppen, gehen die 
Einquartierungen, Plünderungen und Zerstörungen weiter. Schwärmende russische Kosaken
erreichen die Stadt und holen sich ebenso ihren Teil von den nunmehr völlig verängstigten 
Einwohnern.
Wurzen war 1813 eine kleine verträumte Ackerbürgerstadt mit knapp 3000 Einwohnern, die 
vorwiegend mit Handwerk, Land- und Nahrungsgüterwirtschaft sowie unterschiedlichen 
Diensteistungen ihr Dasein fristeten. Obwohl die Stadt an einer alten überregionalen Handelsstraße und vor den Toren der Messestadt Leipzig lag, war die Zahl der Handelsbürger 
klein. Der Handelsverkehr und eine daraus erwachsende Kapitalbildung wurden erheblich 
durch das Fehlen einer Muldenbrücke erschwert. 200 Jahre lang konnten sich die Stadtväter, 
die Stiftsregierung, das Domkapitel und das kurfürstliche Rentamt  in Dresden wegen kleinlicher Kompetenz- und Finanzierungsstreitereien nicht einig werden, die Fähre zwischen 
Wurzen und Bennewitz durch eine Brücke zu ersetzen.
Deshalb waren nicht nur die Wurzener erstaunt, als im April, zu Beginn des Frühjahrsfeldzuges gegen Napoleon russische Pioniere eine Floßbrücke neben der Fähre zu bauen begannen. Selbst Geheimrat Goethe lehnte sich am 19. April bei seiner Reise nach Dresden 
verwundert aus der Postkutsche und notierte seine Beobachtungen. 
Über die Brücke zogen die Heere nach Westen, flohen nach der verlorenen Schlacht bei 
Großgörschen am 2. Mai nach Osten. Die alte Handelsstraße wurde vollends zur Großen 
Heerstraße, und die Belastungen für die Wurzener stiegen ins schier Unermessliche.
Von April bis Dezember 1813 nahmen in Wurzen Quartier insgesamt 667 Generäle, 22 716 
Offiziere, 332 224 Unteroffiziere und Mannschaften der gegeneinander operierenden Heere, 
darüber hinaus – auch diese brauchten Futter –  87 116 Pferde.
Ständig waren bei den Bürgern in den engen Häusern Soldaten aus aller Herren Länder 
untergebracht, Straßen und Wege waren verstopft durch Biwaks, Wagen und Geschütze. 
Das bis dahin kleinstädtisch-beschauliche Leben war längst passé, und viele ahnten, dass 
vieles nicht mehr so sein würde, wie es bisher gewesen war. Das schuf ein völlig neues 
Unbehagen.
Ob die Betroffenen das als eine „Zeitenwende“ empfunden oder gar begriffen haben, ist 
mehr als zweifelhaft. Eine „Wendezeit“ haben dagegen viele gefühlsmäßig wahrgenommen. 
Das beweist manch persönlich gehaltene Nachricht aus jener Zeit, die wir aus Briefen oder 
handschriftlichen Eintragungen in Familienchroniken oder Bibeln entnehmen können. Auch 
das Wiehern der damaligen Amtsschimmel können wir bis auf den heutigen Tag vernehmen. 
Seit 1803 hat es ja im Wurzener Ratsarchiv nicht mehr gebrannt. Die Belastungen der Stadt 
1813 sind für uns deshalb heute noch akribisch vermerkt.
Von März bis Dezember 1813 beliefen sich die städtischen Aufwendungen für die fremden 
Truppen auf 133 783 Taler 24 Groschen und 9 Pfennige. Wenn man die damalige Inflationsrate von 8 % und einen von Historikern oft verwendeten Kaufwertfaktor zur heutigen Zeit benutzt, käme man für das Jahr 1990 auf eine Vergleichssumme von 3 478 384 DM. Mit etwas 
Augenwischerei könnte ich heute behaupten: Vergleichsweise etwa 2 Mio € kosteten der 
Stadt Wurzen die Versorgung der fremden Truppen allein im Jahre 1813. Die napoleonischen Kriege hatten aber für die Stadt schon 1806 begonnen. 
Diese unverhältnismäßig hohen finanziellen Belastungen konnte die Stadt nur schultern 
durch Aufnahme von Krediten bei Rittergutsbesitzern der Umgebung und auswärtigen 
Bankhäusern. Noch 25 Jahre später betrug die Schuldenlast der Stadtgemeinde rund 40 000 
Gulden resp. 1,5 Mio DM. Erst durch zunehmende Inflation, später mit der Belebung der 
Wirtschaft durch den Bau der Muldenbrücken, die nach 1832 einsetzenden liberalen Reformen in Sachsen und die beginnende Industrialisierung konnte die alte Schuldenlast getilgt 
werden. 
Insofern leiten die Ereignisse von 1813 schon eine Zeitenwende ein
Als die französische Armee mit ihrem Kaiser am Morgen des 9. Oktober die Gegend von 
Wurzen auf dem „alten Fahrweg nach Nischwitz“ in Richtung Düben verlässt, hinterlässt sie 
eine verstörte und ruinierte Stadt. Sie ist ausgeplündert bis aufs Letzte, Nahrungsmittel sind 
aufgebraucht, Scheunen gelehrt, alles Brennbare verheizt. In den Straßen und an den hölzernen Befestigungen an den Ausfallstraßen patroullieren die zurückgebliebenen Soldaten 
der französischen Besatzung. Eine gespenstige Szenerie ist entstanden, alle leben in der 
Erwartung eines alles entscheidenden und erlösenden Ereignisses. Dieses kündigt sich seit 
dem Morgen des 16. Oktober mit der in Wurzen deutlich hörbaren Kanonade des ersten 
Schlachttages bei Leipzig und die Erstürmung Wurzens am Nachmittag durch russische 
Kosaken an. Diese beenden die napoleonische Herrschaft über Wurzen und befreien die 
Wurzener gleichzeitig von deren allerletzten bewahrten Habseligkeiten. Im Westen, vor allem 
am westlichen Abendhimmel grausig sichtbar, tobt sich das europäische Unwetter mit aller 
Gewalt aus.
In Yadegar Asisis großartigem Panoramabild „Leipzig 1813. In den Wirren der Völkerschlacht“ ist auch Napoleon zu sehen, wie er Leipzig und das aufgegebene Schlachtfeld 
verlässt. Der große Mann und Feldherr, der sich zum Herrscher über Europa aufschwingen 
wollte, ist nur mit Mühe als winziger Reiter zu erkennen in dem Chaos von Zerstörung, Leid 
und Tod, das er hinterlässt und aus dem er sich davonmacht.
Ich kann den Wurzener Freundeskreis des Museums nur beglückwünschen, dass er sich für 
die gemeinsame Erinnerung an die Wirren des Jahres 1813 die Sichtweise der Schöpfer des 
Leipziger Panoramas zu eigen machen wollte, eine „plebejische Sicht“ auf die großen Ereignisse zu versuchen, und auch Helfer dazu aus dem Umkreis des Asisi-Teams fand. Es ist 
durchaus angebracht, den Alltag der Wirren und das tägliche Erleben der darin Verstrickten 
zu veranschaulichen: das erzwungene Zusammenleben von Bürgern und fremden Soldaten, 
die Bedrückungen und Bedrohungen, das ständige Nebeneinander von Aggressivität und 
Solidarität,  von Leid und Tod, von Mitleid und Überleben gleich nebenan und unter uns.
Die Fakten für Wurzen sind auch hier bedrückend. Bereits am 18. Oktober werden die ersten 
französischen Gefangenen und verwundete Soldaten in die Stadt gebracht. In den Stiftsgebäuden am Dom und in den Kirchen werden Notlazaretts eingerichtet, d.h. die Verwundeten 
werden oftmals nur dort abgelegt. Viele müssen kranke und verletzte Soldaten aufnehmen. 
Insgesamt werden von März bis Dezember 1813 63 Offiziere und 23 998 einfache Soldaten 
in den Wurzener Lazaretten betreut. Im Herbst beginnt das große Sterben, weitab vom 
Schlachtfeld. 
Im Begräbnisbuch der Wurzener Kirchgemeinde sind 1812 bereits 159 fremde Soldaten 
verzeichnet, neben 102 verstorbenen Wurzenern. 1813 nimmt, besonders ab August, die 
Zahl der Todesfälle stark zu, am Ende um mehr als das Vierfache, nämlich 453 Personen bei 
nicht einmal mehr 3000 Einwohnern. Nur zum Vergleich: Im Jahr 2011 starben in Wurzen die 
Hälfte, nämlich 232 Personen, aber bei 16 774 Einwohnern, ein Zehntel der Sterberate von 
1813 und auch nur ein Drittel der damals normalen Rate.
Und noch 220 fremde Soldaten werden 1813 zusätzlich beerdigt. Von den Soldaten sind 
meist nicht mal die Namen bekannt, man erkennt nur an ihren Uniformresten ihre Herkunft.
Als Todesursachen werden angegeben „schwere Verwundung“, aber auch „Entkräftung“. Bei 
den Einheimischen ist man genauer: 18% sterben am Nervenfieber (Typhus würde man 
heute sagen), 10% an Entkräftung und Auszehrung.
Auch 1814 ist die Todesrate bei den Wurzenern noch doppelt so hoch wie in den Jahren vor 
1812, die Fälle von Nervenfieber gehen auf weniger als die Hälfte zurück, die Todesursachen Entkräftung und Auszehrung bleiben nahezu unvermindert hoch.
Hiermit habe ich mich aber schon einer Thematik angenähert, derer sich anschließend Herr 
Dr. Hammer sachkundiger annehmen wird.
Nur eines noch zum Schluss: Wie viele Soldaten der napoleonischen Kriege hier in Wurzen 
starben und begraben wurden, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Die Bürger der 
Stadt haben aber trotz aller Wirrungen und Irrungen der Zeit an ihnen ihre Christen-Pflicht zu 
erfüllen versucht und sie ungeachtet ihrer Herkunft oder Konfession hier auf ihren Gottesäckern in die Erde gebracht. 
254 von ihnen fanden auf einer eigens bis 1976 besonders eingehegten Fläche auf dem 
früheren Alten Friedhof ihre letzte Ruhe, gleich neben dem späteren Mahnmal für die Opfer 
des 1. Weltkrieges. Hier hätten wir alle eine Aufgabe, gemeinsames Erinnern und damit das 
kulturelle Gedächtnis der Stadt zu erhalten und zu gestalten.

PROJEKT GRABMAL JUEL AUF DEM WURZENER FRIEDHOF

Unter der Überschrift „Georg Juel – ein Ehrenbürger der Stadt Wurzen“ begann Richard Klinkhardt 1991 eine Reihe von Beiträgen im Rundblick über die Wurzener Ehrenbürger. Juel ist auch seit längerer Zeit im Blickfeld des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Vereins, bei den alljährlichen Friedhofsrundgängen  wurde der Zustand seine Grabstelle wiederholt als nicht eines Ehrenbürgers angemessen eingeschätzt. So hat sich der Verein in diesem Jahr dazu entschlossen, die Umzäunung der Grabstelle zu erneuern. In intensiver Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden und der Friedhofsverwaltung wurde nach Entwürfen von Vereinsmitglied Ernst Petter eine Lösung gefunden, mit einer zweiteiligen Stahlkonstruktion dem Grabmal einen würdigeren Rahmen zu geben. Für die Grabpflege soll ab dem Jahr 2016 die Gartenbaufirma Frank Schumann mit Unterstützung der Stadtverwaltung  Wurzen und unseres Vereins Sorge tragen. 
Derzeit erfolgt die Herstellung der Grabstellen-Gitter, wahrscheinlich im kommenden Frühjahr wird die Montage erfolgen. 
Warum ist Petter Andreas Georg Juel als Ehrenbürger noch heute von Bedeutung und Erinnerungswert?
Petter Andreas Georg Juel, Königlicher Kommerzienrat,  (1840 – 1900) war Mitbegründer der Wurzener Teppichfabrik und Stadtverordnetenvorsteher. Er initiierte den Wurzener Stadtpark und erhielt im Jahr 1891 anlässlich seiner Silberhochzeit  die Ehrenbürgerwürde. Auf Bestreben des Wurzener Verschönerungs-Vereins wurde 1906 ihm zu Ehren im Stadtpark ein Denkmal errichtet. Bei der Verabschiedung als Stadtverordnetenvorsteher 1889 wurden folgende Verdienste gewürdigt: 
Die Gründung neuer Schulen und den Bau der dazu erforderlichen Gebäude
Die Organisation des Feuerlöschwesens 
Die Beschleusung der Straßen
Die Aufnahme einer Garnison (das Jägerbataillon 1887), die Handel und Gewerbe beförderte und somit das Steueraufkommen erhöhte. (nach Klinkhardt, Georg Juel-ein Ehrenbürger der Stadt Wurzen, In Rundblick 21/91, Seite 174) 
Juel verstarb am 28. Mai 1900 in Nischwitz, begraben wurde er unter großer Anteilnahme der Wurzener Stadtvertretung, des Verschönerungsvereins, der Schützengilde, der Freiweiligen Feuerwehr, des Militärvereins, des Gesangsvereins Nischwitz und der Thonziegelwerke Brandis  in Wurzen. Sein Grab existiert noch, eine kleine Steintafel erinnert an diesen für Wurzen bedeutenden Mann.

Die bescheidene Grabstelle 2015 
Foto Ebert 

Der Name Juel ist in der letzten Zeit in Wurzen immer wieder genannt worden, im Jahr 2005 hat Richard Klinkhardt in seinem Buch „Die Wurzener Industrie 1797-2002“ ausführlich das Wirken von Juel aufgezeigt  und Wolfgang Ebert hat die Villa Juel in Verbindung mit G.A. Schütz in dem Bildband „Wurzener Unternehmer und ihre Villen“ beschrieben. Er muß also eine bedeutende Person gewesen sein. Petter Andreas Georg Juel wurde 1840 in Wisby bei Christiania, dem späteren Oslo, als Sohn eines Grundbesitzers und einer Hamburger Kaufmannstochter geboren.  Nach dem frühen Tod der Mutter kam er nach Hamburg zu den Großeltern und erlernte den Beruf eines Kaufmanns. Der Beruf führte ihn nach Leipzig und 1864 verlobte er sich mit  Friederike Schütz aus Wurzen. Sie war die Tochter von Johann Friedrich August Schütz, der 1840 eine Tapetenfabrik gegründet hatte. Für die hier produzierten Velourstapeten mußte anfangs der Wollstaub aus  Frankreich importiert werden. Zur Ablösung der Importe gründete Schütz 1856 eine eigene Veloursstaubfabrik am Mühlgraben und nahm in diesem Zusammenhang auch seinen angehenden Schwiegersohn in die Firma. Der Betrieb erhielt den Namen „Wollstaub- und Teppichfabrik von Schütz&Juel“. Zwei Jahre nach der Verlobung erfolgt die Hochzeit, unter Juels Leitung nahm die Fabrik einen erfolgreichen Verlauf, außer Wollstaub und Teppiche wurden Läuferstoffe, Portieren, Decken und weiter Textilien hergestellt. Von Anfang an  seiner beruflichen Tätigkeit wirkte Juel in vielen Ehrenämtern und förderte finanziell die Entwicklung der Stadt. Die Anlage des heutigen Stadtparkes wurde von ihm 1879als privater Garten gegründet und bereits 4 Jahre später zu einem Bruchteil des Wertes  an die Stadt verkauft. Bei der Gestaltung des Stadtparkes wirkte intensiv der  von Juel gegründete und viele Jahre geleitete „Verschönerungsverein“. 16 Jahre war Juel Stadtverordneter, davon 13 Jahre deren Vorsteher. Nur aus gesundheitlichen Gründen mußte er dieses Amt niederlegen. Klinkhardt berichtete, daß Juel 24 Jahre lang der ehrenamtliche Direktor der Freiwilligen Feuerwehr Wurzen war und jeden Brandeinsatz persönlich verfolgte. Einmal jährlich waren alle Feuerwehrleute seine Gäste zu einem großen Festessen. Auch seine Arbeiter der Teppichfabrik erhielten aus einer Stiftung nach 25 Jahren Beschäftigung eine bedeutsame finanzielle Zuwendung. Nach kinderlos gebliebener Ehe adoptierte er ein Geschwisterpaar aus Österreich, welches beide Elternteile verloren hatte. 
Neben der Verleihung der Ehrenbürgerwürde anläßlich seiner Silberhochzeit wurde kurz vor seinem Tod die Straße entlang der neu erbauten Artilleriekaserne nach ihm benannt. Eine weitere Ehrung erhielt Juel, als der Verschönerungsverein 1908 im Park ein Denkmal errichtete, welches sein Profil und  eine würdigende Inschrift zeigt. Das Denkmal wurde leider 1973 abgerissen, die Tafel mit Widmung kam ins Museum. Die Säulen und der Deckstein des Denkmals versenkte man im Gura-See, berichtete Klinkhardt! Schon 1991 schlug Richard Klinkhardt vor, wenigstens die Platte mit der Widmung im Stadtpark wieder aufzustellen und Juel angemessen zu ehren und die Denkmalzerstörung 1973 wieder teilweise gutzumachen. Sein Vorschlag harrt noch der Umsetzung. Aber um seine Grabstelle kümmert sich die Stadt und der Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein. 2015 wurde seitens der Stadtverwaltung  die Grabstelle instandgesetzt, der Grabstein aufgearbeitet und gereinigt, die Inschrift und das Fundament erneuert und die Grabbepflanzung ergänzt. Nun kommt noch eine angemessene Umzäunung, veranlaßt durch unseren Verein, hinzu. Juel wird  in Wurzen nicht vergessen.

Dr. Jürgen Schmidt
Vorsitzender des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Vereins

PROJEKT POSTSÄULE 2009

Unter Verantwortung des Vereins soll im Jahr 2009 das Wappen der Postsäule am Standort in der Dresdener Strasse erneuerte werden. Die dazu notwendigen Finanzmittel will der Verein aus Spendengeldern und Fördermitteln aufbringen.

Nach kurfürstlichem Mandat von 1724 hatte die Stadt Wurzen 3 Säulen zu setzen. Alle Säulen wurden am Ende des 19. Jahrhunderts entfernt und zerschlagen. 1977 konnte im Park von Machern der Sockel einer Postsäule wiedergefunden werden. Das war der Anlass dafür, dass man die bis 1892 vor der Wenceslaikirche stehende Postdistanzsäule 1984 wieder aufstellen konnte. Der Obelisk aus Rochlitzer Porphyrtuff und die wappengeschmückte Spitze fertigte der Leipziger Bildhauer Lothar Franz nach Originalplänen.

(Quelle: Ebert, Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Wurzen, 2008)

Das Wappen ist stark verblichen und bedarf einer grundlegenden Überarbeitung.
Das soll bis zu Tag des offenen Denkmals 2009 im September geschehen.

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PROJEKT "STADTMODELL WURZEN 1820"

Im Jahr 2009 soll das Stadtmodell Wurzen 1820 weiter komplettiert werden.

Nachdem im Dezember 2006 dieses Modell an das Museum der Stadt Wurzen übergeben werden konnte, ist damit ein gestalterischer Mittelpunkt für die Präsentation der Stadtgeschichte geschaffen worden.

Das Modell ist eine überregional bedeutsame Leistung und außerordentliche museale Komponente. 

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Pressemitteilung zur Stadtmodellübergabe am 16.12.2006

Besucher des Wurzener Museums konnten es in den letzten drei Jahren wachsen sehen, wenn der Modellbauer aus Lüptitz die unterschiedlichen Nachbildungen von Gebäuden der Stadt auf der 2 mal 2 Meter großen Grundplatte befestigte. Das bisher größte und aufwendigste Projekt des Wurzener Geschichts- und Altstadtvereins geht seiner Vollendung entgegen: ein Modell im Maßstab 1:500 der Stadt Wurzen, wie sie im Jahr 1820 ausgesehen hat. 
Am Samstag, dem 16.12.2006 wird es nun offiziell vom Verein dem Museum übergeben.

Insgesamt hat es 8 Jahre gedauert, bis aus der Idee ein wahrnehmbarer und sehenswerter Gegenstand geworden ist. Und eine stattliche Anzahl von Wurzenern, aber auch von Unterstützern, die nicht in Wurzen wohnen, hat daran mitgewirkt. Auch viele Eigenleistungen wurden von Vereinsmitgliedern erbracht. Schlossermeister Ing. Ernst Petter hatte schon vor Jahren das Grundgestell gebaut und gestiftet, auf dem dann nach und nach über der Grundplatte eine Höhenschichtenlandschaft montiert wurde. Die Grundlage dafür boten Karten des Landesvermessungsamtes Sachsen, die auf den Maßstab 1:500 vergrößert wurden, und alte Katasterpläne aus dem 19. Jahrhundert. Auf den eingefärbten Stadtfluren wurden dann seit 2003, begonnen wurde natürlich mit dem Rathaus am Markt, bis jetzt etwa 400 Gebäude aufgebracht. Ein halbes Hundert in detaillierter Darstellung, die anderen - auch schon wegen ihrer Unauffälligkeit und Winzigkeit - nur generalisiert. Bei einigen dieser Gebäude aus dem Jahre 1820 wie dem Schloss, dem Dom oder der Wenceslaikirche war die Rekonstruktion nicht besonders schwierig, sie stehen ja heute noch und wir haben auch von einigen Abbildungen und wissen, wie sie früher ausgesehen haben. Aber bei vielen Gebäuden wie dem Gewandhaus, dem Kapitelshaus, der alten Stadtmühle, dem Färbergut u.a. mussten z.T. recht umfangreiche Recherchen angestellt werden.

Eine besondere Leistung aber stellte die Finanzierung des Projektes dar: Der Verein bot über eine Objektliste die Modelle von charakteristischen und Stadtbild prägenden Gebäuden zum Verkauf an. Jedermann konnte mit einem festgelegtem Sümmchen eine solche ums 500 fache verkleinerte "Immobilie" erwerben und damit seinen Namen am Modellrand "verewigen". Diese Möglichkeit haben über 50 "Investoren" genutzt. An der Spitze stehen Eberhard und Gerda Schmid aus Nürnberg, die allein 5 "Filetstücke" des historischen Stadtzentrums erwarben. Aber auch die Liste der Wurzener ist stattlich, und an den bislang eingeworbenen etwa 9000 € haben sie den Hauptanteil. Insgesamt haben sich 43 Einzelpersonen bzw. Familien , 4 Vereine, 4 Chöre, die Diesterweg-Grundschule, die Volks- und Raiffeisenbank sowie zwei Betriebe beteiligt. Alles in allem unterstützten den Verein rund 400 Personen. Das ist für ein solches Projekt wohl einmalig. Der Verein selbst konnte rund 1200 € durch Eintrittsgelder, Kuchenbasare und den Verkauf der DVD "Wurzen 1925" beisteuern, neben kaum messbaren ehrenamtlichen Tätigkeiten. Nicht vergessen werden darf hier der unermüdliche Einsatz von Frau Dr. Regina Schmidt, die ihre Stellung und ihre Beziehungen einsetzte, um die Sponsoren und Stifter zu gewinnen, und die nicht locker ließ.

Am 16.12.2006 soll- auch wenn am Modell noch einige Kleinigkeiten fehlen sollten- das Ganze doch in offiziellem Rahmen den Besitzer wechseln: Der Verein übergibt das Objekt jahrelanger Arbeit dem Museum der Stadt. Und allen Beteiligten soll bei dieser Gelegenheit auch offiziell gedankt werden. Die Liste ist ganz schön lang! Das macht uns für Wurzen auch froh.

Text: Wolfgang Ebert, Vorstandsmitglied des Wurzener Geschichts- und Altstadtvereins e.V.

SPONSOREN DES PROJEKTS "STADTMODELL WURZEN 1820"

• 01 Bischofschloss mit Kornhaus und Zwinger
Familie Wedekind, Eigentümer seit 2001 Wurzen

• 02 Dom St.Marien mit Kapitelshaus und Küsterei
Ev.-Luth. Kirchgemeinde mit Domkantorei St.Marien, Jugendkantorei des Wurz. Domes, Domkapitel Wurzen

• 03 Stadtkirche St. Wenceslai
Elsa und Herbert Goetze, Wurzen

• 04 Lateinschule
Familie Dr. habil. Müller/Moltrecht

• 05 Lossowsches Haus (Domgasse2)
OBM Dr. Jürgen und Dr. Regina Schmidt Großzschepa

• 06 Stadtapotheke (Domgasse2)
Herr und Frau Dr. med. Rieder, Wurzen

• 07 Ensemble Liegenbank und Wachhäuschen
Frau Gerda Schmid, Nürnberg

• 08 Rathaus mit alter Wache
Frau Gerda Schmid, Nürnberg

• 09 Goldener Löwe (Markt 9 )
Optikermeister Werner Rost

• 10 Zum Goldenen Adler (Markt 11)
Steffi und Alexander Balmerth, Wurzen

• 11 Eilenburger Tor
Frau Dr. Benita Kunze, Wurzen

• 12 Wenzelstor mit Nebengebäude
A. und H. Lillie, Wurzen

• 13 Domtor mit Mauer
Rechtsanwalt Herr Matthias Rieder,Wurzen

• 14 Postgut mit Posttor
HerrGünther Straubing, Wurzen

• 15 Steinhof Zum schwarzen und weißen Kreuz
Familien Schurig und Mannel, Wurzen

• 16 Stadtmühle
Nahrungsmittel GmbH, Wurzen

• 17 Ensemble Bleiche
Wurzener Geschichts-und Altstadt-Verein

• 18 Gottesackerkirche
Claudia undNotar Klaus Richter, Wurzen

• 19 Pesthäuschen
Herr Gerhard Grunwald, Wurzen

• 20 Gewandhaus
Horst Gillert und Verein

• 21 Alte Kustodie (Domplatz 4 )
FrauSiegrid Reinhart, Machern

• 22 Alte Kaserne (Domplatz 6 )
Herbert und Irmgard Gauger, Wurzen

• 23 Stiftssuperintendentur mit FreihausSt.Barbara
Eberhard und Gerda Schmid, Nürnberg

• 24 Scholasterie
Herbert Goetze zum 95.Geburtstag von Karin und Dr. Dieter Goetze

• 25 Diakonat
OptikermeisterGottfried Röthig, Wurzen

• 26 Archidiakonat
Eberhard Schmid, Nürnberg

• 27 Domgasse 17/19
Lehrerkollegium der Diesterweg -Grundschule, November 2006

• 28 Zigarrenfabrik ( Amtshof 1)
Marita und Klaus Schumann

• 29 Ensemble Domgasse 11/13/15
Ökobau GmbH Wurzen, Inh. A.. Pausch,Wurzen

• 30 Deutsches Haus (Markt 2)
Frau Angelika Wilhelm, Wurzen

• 31 Brauerei und Arnimsches Haus (Markt 5/6)
Redaktion "Rundblick", Hohburg

• 32 Ensemble Westseite Markt
Gardinen-und Stoff-Eck, Inh. Cornelia Miksch, Wurzen

• 33 Haus mit Volutengiebel (Albert-Kuntz-Straße 1)
Malermeister Bernd Kaiser, Wurzen

• 34 Albert-Kuntz-Straße 4
Kerstin und Volker Winzek, Wurzen

• 35 Albert-Kuntz-Straße5
Ines und Renè Rätze, Wurzen

• 36 Steinhof vor dem Jacobstor
FrauPetra Grylak ,Herr Jürgen Wilms Wurzen

• 37 Alte Schmiede (Jacobsplatz 11)
Volks-und Raiffeisenbank Muldental eG

• 38 Stadtgut Eckhardt (Jacobsplatz27)
Familie Wolfgang Momber, Markt 12, Wurzen

• 39 Jacobstor
Gerda Schmid, Nürnberg

• 40 Gasthof zur Rose am Crostigall
Frauenchor Wurzen

• 41 Stadtgut Dresdener Straße 7
FamilieFriedrich Lehne , Dehnitz

• 42 Marschallsches Gutmit Ringelnatzhaus
Udo und Bettina Kretschmar,Wurzen

• 43 Zopfsches Gut (Badergraben/Wenceslaigasse)
Volks-und Raiffeisenbank Muldent. eG

• 44 Färbegut an der Stadtmühle
LeoClub Wuezen

• 45 Johannishospital
Frauenverein L.U.I.S.E

• 46 Grüßmannsches Haus mit Rest von Stadtmaue
2006 neuaufgenommen - frei

• 47 Klüglingen-Haus (Jacobsgasse)
Freiwillige Feuerwehr Wurzen 2006

• 48 Jacobsplatz 6
Lutz und Sibylle Seifert, Nischwitz

• 49 Jacobsplatz 4
Heiko Wandel,Allianz-VertretungWurzen

• 50 Wenceslaigasse 30
Familie Gunthild und Klaus Trylus

• 51 Alte Bäckerei ( Jacobsplatz)
2006 neu aufgenommen -frei

• 52 Rothmannsches Gut (Str.des Friedens 38)
2006 neu aufgenommen-frei

Sponsoren, die sich mit Einzelsummen am Modell beteiligten:

Herr Joachim Schulmeyer
Familie Dathe für Ostseite Markt
Herr Rudi Bönisch
Filzfabrik Wurzen GmbH
Wurzener Bauelmente GmbH,Wilfried Kluge
Ernst Petter, Wurzen

Neu auf dem Modell zur Einzeldarstellung ab 2007 sind folgende Häuser und Objekte geplant:

53 Siechhaus
54 Meisterei
55 Stadtmauer
56 Badersteig
57 Stadtgut Hentschel
58 Alte Druckerei

Damit gehen 2007 auch die Arbeiten am Modell weiter und ein Verkauf dieser Immobilien ist möglich und notwendig.

(Text: Dezember 2006)

PROJEKT MAHNMAL-ERDE AUS FRANKREICH

Stadtchronist Wolfgang Ebert fand folgende Worte im Rahmen der Wiedereinsetzung der Kassette mit französischer Erde am Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf den Wurzener Alten Friedhof am 23. Juni 2012

Mit der Anbringung der neuen, dem verloren gegangenen Original nachgestalteten Kassette mit Erde von einem Schlachtfeld des 1. Weltkrieges in Frankreich ist unser deutsch-französisches Projekt "Erde aus Frankreich für das Mahnmal in Wurzen" zunächst abgeschlossen. Der Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein ist allen Unterstützern aus Wurzen, aus unserer Partnerstadt Warstein, aus Saint-Pol-sur-Ternoise und Mametz in besonderer Weise verbunden: Sie haben unsere Absichten bestärkt und uns alle notwendige Hilfe gewährt.

Wir haben gemeinsam dazu beigetragen, an diesem Ort das Sächsische Denkmalschutzgesetz zu vollziehen. Wir haben mitgeholfen, das Vermächtnis eines Wurzener Bürgers zu erfüllen, der den Ort, an dem wir heute versammelt sind, für die Zukunft und zur Mahnung bewahrt wissen wollte. Wir haben eine Widmung erneuert, die vor 80 Jahren ein französischer Teilnehmer des 1. Weltkrieges an diesem Wurzener Denkmal hinterlassen hat.

Unser Besuch auf den Schlachtfeldern des Großen Krieges im Norden Frankreichs und unsere Begegnungen dort haben eindrucksvoll gelehrt, dass es trotz zweier verheerender Kriege, die von Deutschland - von der Mitte Europas - ausgingen, möglich wurde, über den Gräben und über den Gräbern unserer Groß- und Urgroßväter Versöhnung zu üben und sich zum gemeinsamen Gedenken zu versammeln. Wir sind besonders dankbar, dass sich unsere französischen Freunde auch deshalb auf einen so weiten Weg gemacht haben, um heute unter uns zu sein. Damit wird nach 80 Jahren erneut ein Band geknüpft.

Wir wollen mit unserem bürgerschaftlichen Einsatz auch deutliche Zeichen setzen gegen jeden Missbrauch dieses Denkmals. Wir brauchen in unserer Stadt eine neue Gedenkkultur. Dazu wollen wir uns hier bekennen.

Dieses Mahnmal ist kein Heldenehrenmal. Der Soldat ist gefallen, und über ihn beugt sich eine Frau im Ausdruck menschlichen Schmerzes über Verlust, Verlassenheit und Leere. Dieses Mahnmal ist kein Denkmal für nationale Verblendung und politische Unvernunft. Hier sind fehl am Platze Heldengedächtnisse mit Feuerspuk und Ritualen, die einem verflossenen Jahrtausend entstammen und Schuld und Schande unserer jüngeren Vergangenheit verleugnen. Ebenso alles reflexhafte Schänden, Verschandeln, Umkünsteln oder Verspaßen unserer historischen Monumente, um deren Aura und Aussage zu stören oder zu zerstören. Mit beiden anmaßenden Extremen müssen wir, die Bürger Wurzens, umgehen lernen.

Die von Georg Wrba 1930 geschaffene Pietà im Wurzener Mahnmal braucht keine Rituale, Zusätze oder Interpretationen. Die Aura einer solchen Figurengruppe wird europaweit wahrgenommen, und von ihrer europäisch-christlichen und humanistischen Grundaussage sollten wir uns auch künftig im Bemühen um eine angemessene Erinnerungs- und Gedenkkultur leiten lassen.

Über die Gräben und Gräber der Vergangenheit hinweg hat sich vor allem durch die deutsch-französische Versöhnung und Zusammenarbeit eine europäische Vision für unsere Zukunft eröffnet. Diese wollen wir hier an diesem Ort besonders würdigen, denn diese hat auch ermöglicht, dass Deutschland in der Welt von heute Wert und Würde zurück gewann und seine Wiedergeburt in Einheit, Frieden und Freiheit gestalten kann.

(Quelle: Ebert)


 

Wiedereinsetzung einer Kassette mit französischer Erde im Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Alten Friedhof zu Wurzen am 23. Juni 2012

Ein besonderer Anlass hatte hunderte Wurzener und Gäste am 23. Juni auf den Alten Friedhof zu Wurzen geführt. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Jörg Röglin hatte Dr. Jürgen Schmidt als Vorsitzender des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein eingeladen, um eine wesentliche Etappe im Rahmen der Sanierung des Denkmals zu vollenden, nämlich die Wiedereinsetzung der verloren gegangenen Kassette mit Erde von den Kampffeldern des Ersten Weltkrieges in Frankreich. Warum sollte das gemacht werden? Dr. J. Schmidt beschrieb in einer bewegenden Rede Idee und Umsetzung dieser einmaligen Aktion. Die französischen Gäste und Freunde aus Warstein legten Blumengebinde am Denkmal nieder und gedachten aller Toten des Ersten Weltkrieges. Das Akkordeonquartett der Musikschule Muldental unter Leitung von Heidi Steger spielte die französische und deutsche Nationalhymne, später auch die europäische Hymne und französische Lieder und gab damit der Veranstaltung einen außerordentlich würdigen Rahmen. Denkmäler sind Zeugen unserer eigenen kulturellen Entwicklung und Luther hat den Begriff "Denkmal" erstmals sinngemäß für Gedächtnisstütze gebraucht, betonte Dr. J. Schmidt eingangs. In diesem Sinne ist es Anliegen des Geschichtsvereins, dieses wunderbare Denkmal zu pflegen, zu erhalten und es so wie es ist als eine zeitlose, einzigartige Gedächtnisstütze zu nutzen. Vor wenigen Jahren begann die Sanierung dieses für Wurzen und darüber hinaus bedeutsamen Ehrenmals und Mahnmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und ein Wurzener, der verstorbene Herr Starke, hatte die notwendigen Gelder der Stadt bereitstellte und den Geschichtsverein mit in die Verantwortung gestellt. Bürgermeister Gerald Lehne hatte die Finanzmittel gemäß dem Vermächtnis verwahrt und unter der Regie von Architekt Hartmut Krause und dem Büro für Freiraumprojekte unter Leitung von Dr. Fibich wurden die ersten Arbeiten erledigt. Das mit Finanzmittel der Hermann-Ilgen-Stiftung errichtete und von Oswin Lange, Arthur Hempel und Georg Wrba geschaffene Denkmal wurde am 11. Mai 1930 eingeweiht. Dabei sprach der damalige Bürgermeister Georg Boock davon, daß das Denkmal der Stadt und der Allgemeinheit gehöre und die Öffentlichkeit solle das Denkmal als das ihrige betrachten und es pfleglich behandeln. Es wäre ein Denkmal, das weit und bereit seinesgleichen suchen wird.

Gemäß dieses Vermächtnisses und der heutigen Verantwortung ist der Wurzener Geschichtsverein wirksam geworden und hat ein Zeugnis damaliger französisch-deutscher Freundschaft, eine Kassette mit französischer Erde, die ein französischer Kriegsteilnehmer für seinen deutschen, seinen Wurzener Freund gewidmet hat, und die im letzten Jahr verloren gegangen war, neu bauen lassen. Ein großes Dankeschön galt der Firma Metalldrückerei Christoph Müller aus Wurzen, die sofort zur Seite stand und die neue Herstellung der Kassette aus Rotguss organisierte. Christoph Müller fand bewegende Worte, bevor er mit seinem Sohn die Kassette im Mauerwerk neu verankerte. Der Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein fühlte sich nach den Worten von Dr. J. Schmidt verpflichtet, für diese Kassette auch wieder Erde von den Orten der furchtbaren Kämpfe in Frankreich zu holen. Wolfgang Ebert als Stadtchronist hatte in Erfahrung gebracht, wo das Wurzener Infanterie-Regiment Nummer 179 an der Somme in Norden Frankreichs, in der Picardie, eingesetzt war und wo auch ein Großteil der 1916 und 1918 Gefallenen, deren Namen hier auf den steinernen Pfeilern aufgeführt sind, durch die französischen Behörden bestattet wurden. Es war ein glücklicher Umstand, daß die Partnerschaft nach Warstein und deren gute Kontakte zu ihrer Partnerstadt Saint Pol bei diesem Vorhaben alle Türen öffnete. Die französischen Freunde waren beeindruckt, daß nach fast einhundert Jahren sowohl der französischen Gefallenen vor Ort gedacht und auch die deutschen Kriegsgräber besucht werden sollten. Es gab sofort die Unterstützung von Bürgermeister Maurice Louf, seiner Verwaltung und vor allem von Madame Marie France Acquart, der tatkräftigen und gedankensprühenden Initiatorin der Partnerschaftsbeziehungen von Saint Pol nach Warstein, deren Enthusiasmus nun bis nach Wurzen gespürt werden konnte. Bürgermeister Brunel aus Mametz hat diese Aktion als Generalrat im Departement, für uns vergleichbar mit dem Landtag, bekanntgemacht. Er möchte dieses geschichtsträchtige Areal an der Somme als Weltkulturerbe beantragen, Weltkulturerbe in Sinne immerwährender Gedächtnisstütze, immerwährender Trauer, Erinnerung und Mahnung. Dabei ist ihm viel Erfolg zu wünschen. Sehr viele Leute, die Bürgermeister, die Stadträte, die Fahnenträger der Kommunen, Lehrer und die soldatischen Traditionsvereine sowie Einwohner, selbst Kinder aus Mametz haben uns Deutsche hingeführt zu den Kriegsdenkmälern, aber insbesondere auf die Felder und Hügel, dorthin, wo die Schützengräben in den Fluren heute noch zu sehen sind , wo in einer bewegenden Zeremonie Erde entnommen wurde. Dabei fanden sich immer noch Granatenhülsen und Schrapnellkugeln darin. Auch die mussten mitgenommen werden. In der Kirche von Mametz hat der Geschichtsverein eine Gedenktafel in mahnender Erinnerung an alle Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges gelassen und die Warsteiner Freunde hatten dazu Fürbitten in deutscher und französischer Sprache vorbereitet. Die Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfe in der Picardie werden dominierend von britischen Besuchern aufgesucht. Die großen Mengen an Mohnblumen, das Symbol für die britischen Gefallenen und ihre Verbündeten, sind Belege dafür. In Mametz waren die Wurzener Gruppe sicher die ersten Deutschen, die der Kriegsopfer gedachten und sicher auch die ersten Wurzener, die auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Fricourt der dort über 17.000 bestatteten deutschen Gefallenen gedachten. Das hat alle Beteiligten sehr berührt. Beeindruckend war auch der Besuch der Gedenkstätte des "Großen Krieges" in Peronne, so wird der Erste Weltkrieg in Frankreich oft genannt. Hier waren alle Erläuterungen gleichermaßen in französischer, englischer und deutscher Sprache. Das erschien als ein symbolischer Fakt, der das gemeinsame Trauern und Erinnern an die furchtbaren Qualen und Schmerzen dieses Krieges zum Ausdruck bringt. Mit der Aktion der Wiedereinsetzung der Kassette und dem Holen französischer blutgetränkter Erde sollte das immer wiederkehrende Erinnern befördert werden, damit wir ein Stück näher an die von Bürgermeister Boock 1930 angemahnte sittliche Forderung des großen deutschen Philosophen Immanuel Kant nach einem "ewigen Frieden" kommen.

In diesem Sinne sind unsere Denkmäler unersetzlich, denn Trauer und Erinnerung sind untrennbar und aus der Erinnerung können immer wieder Erkenntnisse gezogen werden. Wurzener und Warsteiner haben mit dieser Aktion echte deutsch-französische Freundschaft praktiziert.

(Quelle: Dr. Jürgen Schmidt)
 
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Am Ehrenmal in Mametz mit BM Brunel
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Auf dem Ehrenmal in Fricourt mit BM Brunel
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Dolmetscherin STephan, Marie France und Ebert
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Eröffnung Dr. Schmidt
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im Gespräch
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Ansicht Denkmal
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Musikschule
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Frau Ebert und Marie France
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Start der Feier
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Aufstellung zur Feier
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Gedenkminute
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Ansprache Dr. Schmidt
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Ansprache Ebert
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Musikschule beim Auftritt
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Marie France beim Reden
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Denkmal mit Blumenschmuck
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Entnahme von Erde in Mametz
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Fricourt
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Fricourt
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Fricourt
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Fricourt, mit BM Brunel
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Mametz, Denkmal
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Mametz
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Mametz, Erde für Wurzen
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Mametz, Erdentnahme, mit MB Brunel
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Mametz, Kirche
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St.Pol, am Denkmal
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St.Pol, am Denkmal
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St.Pol, am Denkmal, Wurzener Gruppe
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St.Pol, Veteranen, Orden
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ENTHÜLLUNG DER NEUEN STIFTERTAFEL

23.3.2016

Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein informiert:

 

Ehrenmal auf dem alten Friedhof Wurzen wieder ein Stück komplettiert

 

Das Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Wurzener alten Friedhof ist eines der künstlerisch wertvollsten dieser Art und steht im besonderen Blickpunkt des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein. Im Jahr 2012 wurde in einer außerordentlichen Aktion durch Vertreter des Vereins mit Freunden aus der Partnerstadt Warstein die Partnerstadt von Warstein - die nordfranzösische Stadt Saint Pol – besucht und dort auf den ehemaligen Schlachtfelder an der Somme blutdurchtränkte Erde nach Wurzen geholt. Warum? In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat ein Franzose in Gedenken an diese Schlacht, an der das Wurzener Infanterieregiment große Verluste erlitt, eine Kassette mit solcher Erde nach Wurzen gebracht und im Ehrenmal verankert. Man kann das als ein frühes Zeichen französisch-deutscher Freundschaft verstehen. Leider wurde diese Kassette von Unbekannten entwendet und mit der Aktion des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Vereins sollte eine neue Kassette mit dieser Erde gefüllt und am Denkmal eingeordnet werden. Im Sommer 2012 waren Bürgermeister aus Nordfrankreich und Warsteiner Freunde in Wurzen zu Gast, um in einer sehr feierlichen Art diese neue Kassette mit französischer Erde im Denkmal auf den alten Friedhof einzuordnen und ganz persönliche deutsch-französische Freundschaft zu praktizieren. Die Presse hat darüber ausführlich berichtet und in Frankreich wurde dies mit besonderem Interesse registriert. Leider wurde nur ein Jahr später durch Vandalismus diese Kassette wieder entwendet und dabei auch die Stiftertafel des Denkmals heruntergerissen. Letztere war wohl zu schwer, um davon getragen zu werden. Vielfaches Nachfragen bei Staatsanwalt und Gericht ergab letztlich die Aussage, das die Nachforschungen, die Strafverfolgung wegen Mangels an Beweisen eilgestellt wurde. Ein Armutszeugnis unseres Rechtsstaates, so die Meinung des Vereins dazu! Seit 2013 hat nun der Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein die Stadtverwaltung aufgefordert, doch die Schäden am Denkmal zu beheben, das heißt, die Stiftertafel, die den früheren Ehrenbürger Hermann Ilgen und seine Frau als Stifter des Denkmals kennzeichnet, wieder anzubringen und für Ersatz der abhanden gekommenen Kassette zu sorgen. Seitens des Vereins wurde mit der Denkmalschutzbehörde, dem Wurzener Metalldrücker Christoph Müller und dem Bauunternehmen Joachim Hahn eine Lösung für die Anfertigung einer nichtmetallischen Kopie gefunden. In Zusammenhang mit der Würdigung von Elsa Brändström, die für die Figurengruppe am Denkmal Modell stand, wurde seitens der Stadtverwaltung der Auftrag zur Herstellung der Kopie ausgelöst. Am 23. März konnte durch Oberbürgermeister Jörg Röglin im Beisein vieler Wurzener Bürger die neue Stiftertafel präsentiert werden. Kathrin Höhme, Stadtverwaltung, berichtete in diesem Rahmen über weitere Werterhaltungen für das Denkmal und der Oberbürgermeister machte Aussichten auf die komplette Vervollständigung des Denkmals, also auch auf eine neue Kassette mit französischer Erde.

Die originale, leicht beschädigte Stiftertafel wird künftig im Museum zu sehen sein. Stadtchronist Wolfgang Ebert sprach im Rahmen der Feierstunde über das Ansinnen von Ilgen, an allen durch ihn geschaffenen oder finanzierten Gebäuden solche Stiftertafeln anzubringen. Die Wurzener Tafel ist eine der ganz wenigen, die nicht im 2. Weltkrieg zerstört wurde und daher von besonderer Bedeutung.

 

Dr. Jürgen Schmidt

Vorsitzender des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Vereins

 

Besuch in der Firma Joachim Hahn

 

 

Einweihung der neuen Stiftertafel mit Wolfgang Ebert und Dr. Jürgen Schmidt

 

Viele Wurzener verfolgen die Feierstunde



2016 PRÄSENTATIOM DER NEUEN HOMEPAGE

23. März 2016

Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein informiert:

Stadtgeschichte und mehr par excellence

Die komplett überarbeitete Homepage des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein konnte als „Ostergeschenk“ allen Geschichtsinteressierten und Freunden der Stadt präsentiert werden. Es war ein großen Vorhaben, die frühere Internetpräsentation umfangreich anzureichern und in der Gestaltung auf ein neues Niveau zu heben. Dazu hatte sich der Verein im Jahr 2015 Wurzener Spezialisten ins Boot geholt, für die graphische Gestaltung zeichnet die Werbeagentur Wurzen mit dem Chef Christian Pfendt verantwortlich, die gesamte Software, die nicht einfache computergerechte Umsetzung lag in den Händen von Henry Schindler, LISA-Computer Wurzen. Erklärte Ziele waren die Einordnung der Stadtgeschichte und eines Stadtlexikons, welches in der kommenden Zeit mit vorwiegend historischen Fotos weiter komplettiert wird, sowie einer großen Präsentation der Geschichte und der naturräumlichen Ausdehnung des Wurzener Landes. Darüber hinaus werden weiterhin Fachbeiträge zu Wurzener Geschichte in der Homepage zu finden sein, ein Kalendarium informiert über alle aktuellen Termine aus der Vereinsarbeit und darüber hinaus. Das Vorhaben wurde von der Stadtverwaltung unterstützt und gefördert. Schließlich ist die umfängliche Darstellung der Wurzener Geschichte ein großes Anliegen, dem sich Verwaltung und Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein verpflichtet fühlen. Und diese Geschichte startet nicht erst mit der Ersterwähnung 961, sondern beginnt nach Aussagen unseres Ortschronisten Wolfgang Ebert mit umherschweifenden paläolithischen Jägern im Gebiet der vereinigten Mulde in der Zeit um 9000 v.u.Z., deren Funde im Umfeld des Wachtelberges gefunden wurden.

Die kontinuierliche Aktualisierung des Inhaltes der Homepage liegt vor allem in den Händen von Dr. Jürgen Schmidt und Wolfgang Ebert, neue inhaltliche Beiträge zur Stadtgeschichte werden darüber hinaus von weiteren Vereinsmitgliedern und Freunden beigesteuert. Stellvertretend dafür sollen Dr. Wulf Skaun und Dr. Cordia Schlegelmilch genannt werden.

Und wem die Homepage zur noch intensiveren Beschäftigung mit der Stadtgeschichte verleitet, dem kann der Stadtchronist Wolfgang Ebert in seinem Büro in der Lichtwerstraße 2 in Wurzen immer weiterhelfen (Anmeldung erwünscht).

Aber zuerst in die Homepage schauen unter www.geschichtsverein-wurzen.de

 

Dr. Jürgen Schmidt

Vorsitzender des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Vereins

Presseartikel.Vereinshomepage

WETTIN - SÄULE

8.April 2016

Ein Wurzener Platz mit dreifacher Widmung

Aus Anlaß der Feier zur grundhaften Sanierung des Wettinplatzes und der Aufstellung der Wettinsäule am alten Platz hat Stadtchronist Wolfgang Ebert folgenden Beitrag zusammengestellt:

 

Der Platz hieß Königsplatz (1887) und dann Wettinerplatz (06.09.1889 – 31.07.1945; seit 01.05.1991). Die Wettinsäule hat eine dreifache Widmung:

Erstens als Steinobelisk zu Ehren des Fürstenhauses Wettin anlässlich des 800-jährigen Jubiläums seiner Herrschaft in der Mark Meißen, zweitens in Erinnerung an die deutsche Reichseinigung 1871 und drittens an die Wurzener Gefallenen im Deutsch-Französischen Krieg. Das macht sie bedeutungsvoll.

Am 8. April 2016 versammelten sich viele Wurzener unter Regie des Oberbürgermeisters Jörg Röglin und des Wurzener Geschichts- und Altstadt-Vereins unter Mitwirkung der Salutschützenkompanie der Privilegierten Wurzener Schützengilde, um mit einer angemessenen Zeremonie die Wiederaufstellung der Wettinsäule nach Abschluss des grundhaften Ausbaus und der Neugestaltung des Wettinerplatzes zu würdigen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch in geeigneter Form daran erinnert, dass diesem Platz, dem erst 1991 sein alter Name wieder zurückgegeben wurde, für die städtebauliche Entwicklungsgeschichte unserer Stadt eine besondere Bedeutung zukommt.

1991 stand die Wettinsäule noch nicht wieder hier. Sie war 1958 in aller Stille abgebaut und weggebracht worden, weil sie aus verschiedenen Gründen den damaligen Verantwortungsträgern im Wege stand. Trafen sich doch seit 1945 in ihrem Standort die Visierlinien der beiden Straßen, die den Vätern des sogenannten wissenschaftlichen Sozialismus bis heute gewidmet sind: Karl Marx und Friedrich Engels. Letzterer hatte auf dem Platz, auf den zu alledem eine Leninstraße einmündete auch die Wettiner verdrängt.

Zum ersten Mal wurde der über 6 m hohe blickfangende Obelisk aus dem schwarzgrünen Olivin-Syenit des Fichtelgebirges am 2. September 1889 feierlich eingeweiht. Alle damaligen Honorationen der Stadt waren anwesend, vaterländische Reden wurden gehalten und ein Aufzug der Wurzener Schützen vom Markt durch die Stadt endete hier. Drei Häuser erst begrenzten damals das Gelände, teilweise waren sie noch nicht einmal fertig gestellt (die heutigen Nummern 1, 3 und 4).

Seit 1875 hatten sich die Stadtplaner mit dem Projekt einer Bebauung beschäftigt. Zu diesem Zeitpunkt gab es hier nur eine weite, sumpfige Aue mit Wiesen, durch die sich die Rietzschke schlängelte. 1861 war der Bach bereits im Badergraben verrohrt worden; das Rietzschketal wurde eine der städtebaulichen Entwicklungsachsen der Stadt nach Osten.

Die Industrialisierung Wurzen ließ die Bevölkerung der Stadt nach 1880 stark anwachsen, und zwischen Rietzschketal und Dresdener Straße entstand innerhalb von reichlich zwei Jahrzehnten das so genannte Ostviertel der Stadt.

Erste Vorstellungen über das Aussehen eines Platz, an dem seit alters her ein alter Wegering, der die Stadt im Osten umgab, die sumpfige Niederung querte, gab es 1881 mit dem Baugesuch des Gastwirts Friedrich Franz Hode für das Gelände des heutigen Sächsischen Hofes. Der nunmehr geplante große Platz sollte „Königsplatz“ heißen, wobei man sicher eine Huldigung an den derzeit regierenden sächsischen König Albert im Auge hatte.

Am 19. April 1889 stellte der damals in Wurzen sehr aktive Architekt Herrmann Blankenburg sein Modell für ein „Kriegerdenkmal auf dem künftigen Königsplatz“ öffentlich vor. Der vorgeschlagene Steinobelisk sollte also zunächst nur an die Wurzener Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 erinnern. Zu Beginn des Sommers begannen die Bauarbeiten. Inzwischen hatte das Projekt zusätzliche Symbolkraft gewonnen: Das regierende sächsische Fürstenhaus der Wettiner beging 1889 sein 800jährigen Jubiläum.

König Albert hatte sich auch für die unter Preußens Führung vollzogene Reicheinigung verdient gemacht. So kam es am 2. September 1889, am „Sedan-Tag“, in Wurzen zur feierlichen Einweihung eines patriotischen Denkmals im umfassenden Sinne – der schwarze Obelisk auf hohem, gestuftem Postament erinnerte seither an das Fürstenhaus Wettin, die Reicheinigung und die gefallenen Wurzener im Deutsch-Französischen Krieg. Am 6. September erhielt der neue Platz offiziell den Namen „Wettinerplatz“. Dazu passte dann auch der spätere „Sächsische Hof“. Weitere Huldigungen erfuhren in der Folgezeit Königin Carola und die Könige Albert und Georg durch Straßennamen im angrenzenden Ostviertel.

 

Nach der Umbenennung des Platzes 1945 und dem Abbau der Wettinsäule 1958 schien die geschichtliche Erinnerung erloschen. 1989/90 mit der friedlichen Revolution zeigte sich aber, dass man das historische Gedächtnis einer Stadt nicht so ohne weiteres zudecken kann. Es gab Zeugen des Abbaus der Wettinsäule und ihrer Vergrabung 1960 (vor der 1000-Jahr-Feier der Stadt!) im Stadtbauhof am Wasserturm. Die damals dort Zuständigen widersetzten sich offensichtlich der Anweisung, die Teile des Denkmals einfach auf der Müllkippe verschwinden zu lassen. So konnte der Obelisk und sein Sockel im Oktober 1990 wieder ausgegraben werden. Der ein Jahr später gegründete Geschichts- und Altstadt-Verein nahm sich des Projektes an, die geborgenen Teile des Denkmals restaurieren zu lassen und die Wettinsäule wieder an ihren ursprünglichen Standort aufzurichten. Das geschah dann auch unter großer Anteilnahme der Wurzener am 29. September 1996 im Beisein von Prinz Albert zu Sachsen Herzog von Sachsen, dem Enkel des letzten sächsischen Königs, und seiner Gattin Elmira, die das ganze Projekt mit viel Zuspruch begleitet hatten. Schon 1996 war den Initiatoren, Sponsoren und Ausführenden bewusst, dass der Aufstellungsort nur ein vorübergehender sein konnte. Erst nach einer grundhaften Sanierung des Platzes konnte eine endgültige Aufstellung des Obelisken an seiner ursprünglichen Stelle erfolgen. Zudem konnten 1990 nicht mehr alle Teile des Denkmals geborgen werden. Die Broncemedaillons des Obelisken waren bereits 1943 bei „Metallspenden“ für den Krieg abhanden gekommen. Auch der Kopfkranz des Sockels konnte nicht mehr gefunden werden.

 

Heute blicken wir wieder auf einen vollständigen Obelisken, der wie einst auf einem stufigen Granitpostament sich erhebt und wieder im Schnittpunkt zweier Straßen, die die Wurzener Innenstadt hier umschließen. Nur die das Ganze einst umrahmenden Steinpfeiler mit den verbindenden Ketten werden künftig fehlen. Aber der Wettinerplatz, seit dem 1 Mai 1991 heißt er wieder so, hat durch die baulichen Maßnahmen, die die Stadt in Vorbereitung des Tages der Sachsen 2015 durchführen konnte, einiges von seiner Attraktivität zurückgewonnen. Auch durch die aufragende Wettin-Säule. Sie ist für uns nicht nur ein Anlass zur Erinnerung an die Gründe für ihre Errichtung, sondern auch eine Mahnung zum geschichtsbewussten Umgang mit unseren Denkmälern. Wenn man will, kann sie auch als einen Hinweis auf die uns alle erfassende Globalisierung sehen: Der bislang fehlende Kopfkranz des Denkmalssockel wurde ergänzt mit Gestein aus Südafrika, und die Granitstufen kamen – wenn auch mit empfindlichem Verzug – aus China.

Der Wettinplatz und die Wettinsäule ist ein markantes und stadtgeschichtlich bedeutsames Ensemble unserer Stadt.